Zwänge & Zwangsstörungen

Sich die Hände nach fast jeder Berührung zu waschen bis diese rissig werden und bluten, auf keine Fugen zu treten oder zwanghaft über unangenehme Situationen nachzudenken, sind nur einige Beispiele von Zwängen und Zwangsstörungen, die ein Mensch entwickeln kann. Viele Menschen sind betroffen von Zwängen, ohne dass sie sich darüber bewusst sind – besonders Kinder, die Zwangsstörungen entwickelt haben und durch diese stark verunsichert sind, wissen nicht, dass sie unter einer Zwangsstörung leiden. Zwänge können in unterschiedlichen Graden ausgeprägt sein, wobei sie einige Menschen in ihrem Leben extrem einschränken und belasten oder von anderen Personen als tragbar oder sogar hilfreich wahrgenommen werden. 

Sind Sie der Meinung, dass Sie eventuell unter einem Zwang leiden oder wissen dies womöglich schon? Vermuten Sie, dass Ihr Kind unter einer Zwangsstörung leidet oder eine solche allmählich ausbildet? Stören Sie sich an gewissen Verhaltensweisen oder Handlungen, die Sie immer wieder ausführen müssen, obwohl Sie sich bewusst sind, dass diese Handlungen irrational sind? Was Zwänge eigentlich sind, wie eine Zwangsstörung definiert wird und was man dagegen tun kann, das möchten wir Ihnen in diesem Artikel erklären. 

 

Was ist eine Zwangsstörung? 

Die Zwangsstörung ist eine psychische Erkrankung und kann in unterschiedlichen Formen auftreten. Im Englischen wird die Zwangsstörung auch kurz mit OCD (Obsessive compulsive disorder) bezeichnet. Ein veralteter Begriff für die Zwangsstörung ist die “Zwangsneurose”, wobei man betroffene Menschen früher häufig als “neurotisch“ bezeichnet oder abgetan hat, weil sie für Außenstehende irrationale Handlungen durchgeführt haben oder ein übertriebenes Bedürfnis nach Hygiene hatten. Zwangsstörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen bei Erwachsenen und können auch Kinder betreffen. 

Der Psychiater unterscheidet bei der Klassifikation einer Zwangsstörung nach ICD-10 zwischen „vorwiegend Zwangsgedanken oder Grübelzwang“, „Zwangshandlungen bzw. Zwangsritualen“ und „Zwangsgedanken und Zwangshandlungen, die sich vermischen“. Zwänge können also sowohl unsere Gedanken beeinflussen, als auch unsere physischen Handlungen – oder sogar beides. In ihrer Schwere können Zwänge variieren und den Alltag eines Menschen nur minimal beeinflussen oder extrem einschränken und die Lebensqualität mindern. Besonders Zwänge bei Kindern, werden von diesen als starke Verunsicherung empfunden und lange stillschweigend ertragen, bis sie sich einem Erwachsenen anvertrauen können oder das Problem von den Eltern erkannt wird. 

 

Doch wie lautet die Definition von einem Zwang? 

 

Definition einer Zwangsstörung 

Die Zwangsstörung wird folgendermaßen nach ICD-10 definiert:

“Wesentliche Kennzeichen sind wiederkehrende Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Zwangsgedanken sind Ideen, Vorstellungen oder Impulse, die den Patienten immer wieder stereotyp beschäftigen. Sie sind fast immer quälend, der Patient versucht häufig erfolglos, Widerstand zu leisten. Die Gedanken werden als zur eigenen Person gehörig erlebt, selbst wenn sie als unwillkürlich und häufig abstoßend empfunden werden. Zwangshandlungen oder -rituale sind Stereotypien, die ständig wiederholt werden. Sie werden weder als angenehm empfunden, noch dienen sie dazu, an sich nützliche Aufgaben zu erfüllen. Der Patient erlebt sie oft als Vorbeugung gegen ein objektiv unwahrscheinliches Ereignis, das ihm Schaden bringen oder bei dem er selbst Unheil anrichten könnte. Im Allgemeinen wird dieses Verhalten als sinnlos und ineffektiv erlebt, es wird immer wieder versucht, dagegen anzugehen. Angst ist meist ständig vorhanden. Werden Zwangshandlungen unterdrückt, verstärkt sich die Angst deutlich.”

 

Wie können diese Zwangsstörungen aussehen und welche Arten von Zwängen gibt es?

 

Formen von Zwängen – Putzzwang, Ordnungszwang & Co.

Zwänge, die vielen Menschen bekannt sein sollten, sind z.B. der Putzzwang oder der Zwang nach Ordnung. Das Besteck muss akkurat und lach links gedreht nebeneinander liegen und kein Haar wird auf dem Waschbecken geduldet. Die Kleidung wird nach Farben sortiert und ein Verstoß gegen diese Ordnung kann nicht ohne Unwohlsein von einer OCD-betroffenen Person geduldet werden. Nun mögen viele Menschen denken, dass so ein Ordnungszwang oder Putzzwang doch sehr praktisch sei und kein ernstzunehmendes Problem— vielmehr eine Tugend. Dem ist allerdings nicht so. Da Menschen, die von einem Putz- oder Ordnungszwang betroffen sind, körperlich und seelisch darunter leiden, wenn etwas nicht ordentlich oder blitzblank sauber ist, kann dies Betroffene stark in ihrem alltäglichen Leben einschränken. Von der OCD Zwangsstörung Betroffene können z.B. das Haus nicht verlassen, wenn nicht jedes T-Shirt faltenfrei im Schrank liegt oder müssen das ganze Haus saugen, obwohl sie nur ein einzelnes Haar auf dem Boden liegen sehen. Das kann naturgegeben den Alltag sehr einschränken und viel Zeit in Anspruch nehmen. Woran sich an OCD Betroffene stören, das kann ganz individuell ausfallen. 

Bereits bei Kindern können sich Zwänge oder Zwangsgedanken manifestieren, die sich über die Zeit in eine ernstzunehmende Zwangsstörung entwickeln. Solche Zwänge können Zwangsgedanken sein, bei denen ein Kind z.B. auf keine Fugen auf dem Boden tritt oder bei bestimmten Handlungen immer bis 20 zählen muss, damit Oma oder Opa nicht sterben. Den Kindern (und auch Erwachsenen) ist häufig bewusst, dass dieses Verhalten oder diese Zwangsgedanken irrational sind, aber sie wissen sich nicht anders zu helfen und fühlen eine gewisse Art von Erleichterung, nachdem sie sich dem Zwang hingegeben haben. Zwänge können in vielen Arten und Formen auftreten und sind bei jedem Menschen individuell ausgesprägt. 

 

Was für Zwänge gibt es eigentlich? 

 

Beispiele von Zwangsstörungen

  • Putzzwang, Ordnungszwang, Waschzwang
  • Zwangsgedanken, Grübelzwang
  • Zwangshandlungen 
  • Wiederhol- und Zählzwänge
  • Zwanghafte Langsamigkeit
  • Zwanghaftes Rückversichern
  • Tic-Formen (Tourette, Zucken, Blinzeln)

 

Ursachen von Zwängen und Zwangsstörungen

Die Ursachen und Auslöser, die dazu führen, dass ein Mensch Zwänge entwickelt oder eine Zwangsstörung hat, sind noch nicht gänzlich wissenschaftlich ergründet. Damit eine Zwangsstörung entsteht, müssen zumeist mehrere Faktoren zusammenkommen. Mögliche Ursachen für Zwänge oder die Erkrankung an einer Zwangsstörung können biologische Faktoren sein, persönliche und biographische Ereignisse im Leben einer Person oder auch Teil des Erziehungsstils der Eltern sein. Diese möglichen Risikofaktoren möchten wir im Folgenden näher erläutern: 

 

Biologische Faktoren

Zu den biologischen Faktoren, die eine Zwangsstörung auslösen oder begünstigen können, gehören die Faktoren der Vererbung und neurobiologische Faktoren.

Wissenschaftliche Studien haben feststellen können, dass Zwangsstörungen häufig auch im Familienkreis von Betroffenen festgestellt werden können. Leiden ein- oder beide Elternteile an einer Zwangserkrankung, ist das Risiko für deren Kinder ebenso an dieser Erkrankung zu leiden, erhöht. Ob dieser Zusammenhang genetisch bedingt ist oder in dem Erlernen von Verhaltensweisen begründet ist, konnte noch nicht eindeutig festgestellt werden. Bei einer Zwangsstörung spielt der Botenstoff Serotonin eine große Rolle, da er für die Informationsverarbeitung zuständig ist. Von Zwängen betroffene Menschen weisen häufig eine Hyperaktivität in den Hirnbereichen auf, in denen Serotonin besonders aktiv ist. Neurobiologische Faktoren, wie der Serotoninspiegel, spielen demnach auch eine Rolle für Zwangsstörungen. 

 

Persönliche & biographische Faktoren

Bei empfindsamen Menschen, die sich bereits in ihrer Kindheit mit hohen Erwartungen, viel Kritik und hoher Selbstständigkeit konfrontiert gesehen haben, konnte beobachtet werden, dass sich während der Kindheit oder im Erwachsenenalter Zwänge ausgebildet haben. Ist ein Kind empfindsam, dann kann das kritische Beurteilen von Fehlern seitens der Eltern, der Familie oder den Lehrern zu Verunsicherung führen. Das Kind reagiert folglich ängstlicher und vorsichtiger auf Aufgaben und Anforderungen und passt ggf. sogar sein Verhalten im zwischenmenschlichen Interaktionen an. Das Streben nach Sicherheit und Perfektionismus beherrscht häufig die weiteren Handlungen des Kindes. Ebenso kann ein übertriebenes oder häufiges Warnen und Beschützen seitens der Eltern zu einer Verunsicherung beim Kind führen. Kinder entwickeln Zwangsstörungen, um diese Verunsicherungen steuern und mildern zu können. Der Erziehungsstil allein ist jedoch nicht der Alleinauslöser einr Zwangsstörung, sondern wird auch durch andere Faktoren beeinflusst. 

Hierzu zählen z.B. prägende Ereignisse in der persönlichen Lebensgeschichte eines Menschen. Besonders einprägsame, häufig negative Ereignisse im Leben eines Menschen, wie z.B. schwere Erkrankungen in der Familie, Gewalt, Todesfälle oder emotionale Vernachlässigung können zu großer Verunsicherung führen, die ein Mensch dann mit Zwängen versucht auszugleichen oder zu regulieren. Die Zwänge dienen hierbei als Kontrollmechanismus über eine Situation, die für die Person als unkontrollierbar empfunden wird.
Ebenso spielt die Persönlichkeit eines Menschen eine wichtige Rolle für potenzielle Zwänge oder die Entwicklung einer Zwangsstörung. Ein geringes Selbstwertgefühl oder ein hohes Bedürfnis nach Sicherheit sind häufig bei Betroffenen festzustellen. Das erhöhte Bedürfnis nach Sicherheit wird in den Zwängen manifestiert. Mögliche Handlungen oder Gedanken können folgendermaßen aussehen:

,,Ich muss mir die Hände mindestens zwei Minuten lang waschen, damit meine Hände wirklch sauber sind und ich nicht krank werde.”

,,Ich muss bis 10 zählen, wenn ich das Schloss kontrolliere, damit ich auch weiß, dass es wirklich zugeschlossen ist.”

,,Ich muss bestimmte Worte oder Zahlen sagen, damit mir und meiner Familie kein Unglück passiert.”

,,Wenn ich auf keine Fuge im Boden trete, dann wird mein Vater nicht krank werden.”

Solche Gedanken oder Handlungen können häufig das Ergebnis einer Verunsicherung sein, die ein Betroffener durch den Zwang versucht zu kontrollieren. Betroffene wissen meistens, dass dieser Zwang ihnen keine wirkliche Kontrolle über die Unsicherheit gibt, empfinden dennoch Erleichterung beim Durchführen einer Zwangshandlung.

Persönliche und biologische Faktoren sind meist nicht der Alleinauslöser für einen Zwang oder eine Zwangsstörung, sie können allerdings Präsdispositionen schaffen, die die Ausbildung eines Zwanges begünstigen. 

 

Woran erkenne ich eine Zwangsstörung? 

Nicht jeder Mensch, der sehr ordentlich und sauber ist, leidet unbedingt unter einer Zwangsstörung. Dass Sie unter einem Zwang leiden oder bereits eine Zwangsstörung ausgebildet haben, können Sie daran erkennen, ob der Zwang oder die Zwangshandlungen Ihr Leben beeinflussen oder Ihren Alltag beherrschen. Etwas ordentlich haben zu wollen, ist erst einmal kein Problem – können Sie es allerdings körperlich und psychisch nicht ertragen, wenn ein Glas für ein paar Stunden auf dem Küchentresen steht oder eine Limette in einem Korb voller Zitronen liegt, dann kann das darauf hindeuten, dass Sie unter einer Zwangsstörung leiden. Es ist empfehlenswert dies mit einem ausgebildeten Psychiater oder Therapeuten zu besprechen, anstatt eine Selbstdiagnose durchzuführen. Bleibt eine Zwangsstörung unbehandelt oder wird diese als unwichtig abgetan, kann der Zwang sich häufig intensivieren und womöglich weitere, psychische Probleme hervorrufen oder verursachen.

 

Wie können diese potenziellen Folgen einer Zwangsstörung aussehen?

 

Symptome 

Mögliche Symptome einer Zwangsstörung und potenzielle Begleiterkrankungen, die diese hervorrufen kann, sind Folgende:

  • Depression, Panikstörung
  • Soziale Phobie
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Essstörungen
  • Körperdysmorphe Störung (übermäßige Beschäftigung mit dem eigenen Äußeren)
  • Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS)

 

Was kann ich gegen meinen Zwang tun? 

Zu erkennen, dass man irrationale Zwänge hat, Zwangsgedanken oder zwanghafte Handlungen ausführt, ist bereits der erste Schritt zur Besserung. Zwänge zu besiegen und Hilfe bei Zwängen sind Wünsche, die Betroffene schnell empfinden. Die Problematik bei Zwangsstörungen und Zwangsgedanken ist, dass die Erkrankung mit Angst und Verunsicherung einhergeht. Egal, wie rational und logisch der Betroffene sich darüber bewusst ist, dass die Zwangsgedanken- oder handlungen irrational sind, kann er diese Zwänge häufig nicht selbst behandeln, eigenständig absetzen oder Zwangsgedanken einstellen. Der Zwang sorgt für kurzfristige Erleichterung und Milderung. Wird ein Zwang nicht ausgeführt oder unterdrückt, kann dies häufig zur Intensivierung der Verunsicherung und Angst führen und in Folge das Bedürfnis, den Zwang ausführen zu müssen, noch intensivieren. 

Aus diesem Grund ist es in jedem Fall empfehlenswert, dass Sie mit einem Psychologen sprechen, um eine für Sie geeignete Therapieforme zu finden anstatt versuchen den Kontrollzwang selbst zu besiegen. 

 

Mögliche Therapieformen sind: 

  • Eine Verhaltenstherapie: Hier wird der Fokus nicht unbedingt auf Ihre biographische Geschichte gelegt, sondern auf das Hier und Jetzt. Wie kann man sein derzeitiges Verhalten und seine Einstellung optimieren, um dem Zwang entgegenzuwirken? Welche Methoden und Übungen gibt es, um die Zwangsgedanken oder Störungen zu regulieren und langfristig einzustellen?
  • Medikamente: Manche Psychologen verschreiben Antidepressiva oder Neuroleptika, um die neurobiologischen Prozesse zu regulieren, die eine Zwangsstörung beeinflussen. Die Rückfallquote nach Absetzen von Antidepressiva ist jedoch sehr hoch, weshalb eine rein-medikamentöse Behandlung nicht empfehlenswert ist.
  • Zwangsstörung-Selbsthilfe: Geteiltes Leid ist halbes Leid – Das Gefühl, nicht alleine zu sein und sich mit anderen Menschen austauschen zu können, kann heilende Effekte haben und gibt dem altdeutschen Sprichwort Recht. Selbsthilfegruppe oder Foren für von Zwangsstörungen betroffene Menschen sind mögliche Anlaufpunkte, wo man Selbsthilfe praktizieren kann. 

 

Wie kann MindMotion Dir helfen? 

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Vielleicht haben Sie bereits die Vermutung, dass Sie unter einer Zwangsstörung leiden oderSie wissen bereits, dass Sie unter einem Zwang leiden und wissen nicht genau, was die Ursache für diesen ist und möchten nicht ewig auf einen Termin bei einem Therapeuten warten?

Viele Menschen fühlen sich nach langer Wartezeit auf einen Termin bei ihrem Psychologen letztendlich nicht gut aufgehoben bei diesem oder kommen nicht mit der ihnen zugeteilten Person klar. Es kann Wochen oder Monate dauern, bis man einen Termin bei einem Psychologen erhält (geschweige denn bei einem neuen) und Sie möchten aber gerne jetzt Hilfe und Informationen erhalten? 

Haben Sie eventuell Kinder oder Familienmitglieder, die unter einer Zwangsstörung leiden und möchten ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen?

Wir können all diese Beweggründe gut verstehen. Wir möchten und können Ihnen helfen. 

Lassen Sie uns das Problem gemeinsam angehen – ohne lange Wartezeiten und mit Rücksichtnahme auf Ihr persönliches Befinden. Gemeinsam mit Ihnen finden wir den passenden Psychologen für Sie oder Ihren Angehörigen. Sie sollen sich wohlfühlen, aufgehoben fühlen, sich austauschen können, wenn Sie es benötigen und das alles in der Annehmlichkeit Ihrer eigenen vier Wände oder wo auch immer Sie sind, wenn Sie Hilfe oder Rat benötigen.

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