Als unsichtbares Phänomen kann sie sich auf verschiedene Art und Weise äußern — die Bindungsangst. Während einige Betroffene wirklich physische Probleme damit haben, sich anderen Menschen zu nähern, handelt es sich in den meisten Fällen um eine emotionale Angst vor Bindung und Nähe. Beginnt eine romantische Beziehung zunächst sehr harmonisch und intensiv, fällt es Menschen mit einer Bindungsangst häufig schwer, diese anfängliche Nähe beizubehalten oder sich langfristig dem Partner weiter anzunähern und emotional öffnen zu können. Oftmals berichten insbesondere Frauen davon, dass sie eine Bindungsangst bei ihrem Partner vermuten und die Beziehung darunter leidet. Die Ursachen und Symptome für eine Bindungsangst können vielfältig sein und wir möchten ihnen heute etwas auf den Grund gehen.
In diesem Artikel möchten wir von MindMotion dir aufzeigen, wie sich die Angst vor Nähe grundsätzlich bei Menschen äußern kann. Wir geben dir ein paar Orientierungshilfen und Denkanstöße, um zu ergründen, ob du, oder dein Partner, ggf. unter einer Bindungsangst leiden könntest.
Inhalt
Was ist die Bindungsangst?
Die Angst vor Nähe, die psychotherapeutisch als Bindungsangst bezeichnet wird, betrifft viele Menschen und vornehmlich deren romantische Beziehungen.
Die Bindungsangst ist ein komplexes Gefühlskonstrukt, das nicht für jeden Betroffenen gleich aussieht und deshalb auch nicht pauschalisiert definiert werden kann. Grundsätzlich äußert sich die Angst vor Nähe aber in einer Unfähigkeit, eine tiefe emotionale Verbundenheit mit einem anderen Menschen auf längere Sicht einzugehen.
Diese Unfähigkeit liegt oft darin begründet, dass Betroffene aus Angst, verletzt, eingeengt oder abhängig zu werden, sich nicht gänzlich ihrem Partner öffnen können oder die Beziehung sogar unbewusst boykottieren. Aber wie entsteht so eine Bindungsangst?
Die Qualität unserer früheren Beziehung zu unseren primären Bezugspersonen, also zumeist in der frühen Kindheit, können eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Bindungsangst spielen. Wenn ein Kind beispielsweise keine sichere und verlässliche Bindung zu seinen Eltern entwickeln konnte, weil sie etwa unvorhersehbar, abweisend oder abwesend waren, kann dies dazu führen, dass das Kind Unsicherheiten und Ängste in Bezug auf emotional vertraute Beziehungen mit in sein Erwachsenenalter nimmt. Diese Erkenntnis kann in einigen Fällen erst mit einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie erreicht werden. Auch Schicksalsschläge und traumatische Ereignisse können übrigens zu einer Bindungsangst führen.
Wie sehen solche Symptome einer Bindungsangst aus und wie kann ich herausfinden, ob ich darunter leide oder mein Partner betroffen ist?
Bindungsangst Symptome
Wie sieht eine Bindungsangst oder die Angst vor Nähe also aus?
Einige Menschen würden abstreiten, dass sie an einer Bindungsangst leiden, weil sie sich schließlich schon häufiger sehr leidenschaftlich und intensiv in jemanden verliebt und eine Beziehung mit dieser Person geführt haben.
Hierbei verhält es sich allerdings so, dass Menschen mit Bindungsangst sich anfangs sogar recht leicht in eine Beziehung stürzen und dabei verlieben können. Sobald die Beziehung jedoch an Tiefe gewinnt oder man sich emotional verwundbar machen würde, verspüren Betroffene den Drang, sich zurückzuziehen oder die Beziehung zu beenden.
Zu diesem Punkt kommt es häufig dann, wenn die ersten Hürden oder Konflikte in der Beziehung aufkommen. Die Angst, verletzt zu werden, führt dazu, dass Menschen, die unter Bindungsangst leiden, mögliche Probleme vermeiden und Intimität verhindern. Hier findest du übrigens einen längeren Ratgeber zu häufigem Streit in der Beziehung.
Ein weiteres Symptom der Bindungsangst ist die Unbeständigkeit. Bindungsängstliche Menschen können extrem unbeständig in ihren Beziehungen sein. Sie können sich in einer Minute liebevoll und engagiert zeigen, nur um sich kurz darauf distanziert oder kalt zu verhalten. Dieses Hin und Her kann für den Partner oder die Partnerin sehr verwirrend und frustrierend sein.
Auch die Angst vor Abhängigkeit kann ein Symptom der Angst vor Nähe sein. Menschen mit Bindungsangst fürchten oft, emotional abhängig von jemand anderem zu sein und gewissermaßen den Boden unter den Füßen zu verlieren, falls die Beziehung irgendwann enden sollte. Sie möchten ihre Autonomie und Unabhängigkeit bewahren und vermeiden es deshalb, in einer Beziehung zu sehr von jemandem abhängig zu werden. Das Bedürfnis nach Nähe und Verbundenheit steht im Konflikt mit dem Wunsch nach persönlicher Freiheit.
Ergänzend zu den bereits genannten Kennzeichen einer potenziellen Bindungsangst sollen dir die folgenden sieben Verhaltensweisen einen noch ausführlicheren Eindruck darüber gehen, wie sich eine Bindungsangst bei den meisten Personen äußern kann:
- Angst vor Intimität: Du verspürst Angst oder Unbehagen, wenn eine Beziehung an Tiefe gewinnt oder du emotional verwundbar sein müsstest.
- Vermeidung von Nähe: Du neigst dazu, dich von engen Beziehungen zurückzuziehen oder sie zu vermeiden, um dich vor emotionaler Verletzung zu schützen.
- Unbeständiges Verhalten: Du zeigst eine ambivalente Haltung in Beziehungen, indem du dich mal sehr liebevoll und engagiert zeigst und dann plötzlich distanziert und kalt wirst.
- Unklarheit über Gefühle: Du bist dir oft unsicher über deine eigenen Gefühle und Bedürfnisse in einer Beziehung.
- Schnelles Beenden von Beziehungen: Du neigst dazu, Beziehungen vorzeitig zu beenden, auch wenn sie vielversprechend waren, um dich vor möglichen emotionalen Verletzungen zu schützen.
- Schwierigkeiten beim Vertrauen: Du hast Schwierigkeiten, anderen Menschen zu vertrauen und befürchtest mögliche Enttäuschungen oder Verrat.
- Häufiges Wechseln von Partnern: Du könntest ein Muster haben, häufiger von einer Beziehung zur nächsten zu wechseln, ohne längerfristige Bindungen einzugehen.
Erkennst du dich oder deinen Partner in dieser Liste wieder? Letztlich kann nur von einem Psychotherapeuten geklärt werden, ob es sich tatsächlich um Bindungsangst handelt.
Folglich möchten wir auch noch kurz darauf eingehen, dass viele Frauen eine Bindungsangst beim Mann vermuten.
Die Bindungsangst beim Mann
Es ist entscheidend, Bindungsangst nicht als „typisch männlich“ oder “typisch weiblich” zu stigmatisieren. Es wäre nicht korrekt zu sagen, dass Bindungsangst beim Mann häufiger vorkommt, als Angst vor Nähe bei Frauen. Diese Form der Angst sollte als eine Herausforderung betrachtet werden, die eine Person jeden Geschlechts betreffen. Mit professioneller Unterstützung und Selbsterkenntnis kann man die Bindungsangst überwinden.
Adlerdings gibt es einige Studien und Expertenmeinungen, die darauf hindeuten, dass sich Bindungsangst bei Männern und Frauen möglicherweise unterschiedlich äußert und sie von der Gesellschaft deshalb unterschiedlich stark und geschlechterspezifisch wahrgenommen wird. Dies könnte dazu führen, dass Männern häufiger eine Bindungsangst unterstellt wird, als Frauen. Doch woran liegt das?
In vielen, sogar den meisten, Kulturen wird von Männern häufig noch erwartet, dass sie sich unabhängig und weniger emotional verhalten sollen, als Frauen. Das kann dazu führen, dass Männer ihre emotionale Verletzlichkeit und ihre Gefühle eher verbergen oder unterdrücken. Männer können sich durch den emotionalen und sozialen Druck weniger geneigt fühlen, über ihre inneren Ängste und Unsicherheiten zu sprechen – selbst heute noch.
Dies führt nicht nur zu Kommunikationsproblemen, sondern auch dazu, dass man ihnen das Problem der “Angst vor Nähe” leichter vorwerfen kann. Wie soll man jedoch tiefe emotionale Nähe herstellen, wenn die Gesellschaft einem vorgibt, als Mann nicht zu emotional zu sein? Dies kann als paradox von einigen Männern empfunden werden.
Frauen hingegen neigen dazu, ihre Gefühle und Ängste offener zu teilen und über ihre Emotionen regelmäßiger zu sprechen, weil dies von der Gesellschaft nicht tabuisiert, sondern fast schon erwartet wird. Trotzdem können auch Frauen unter einer Bindungsangst leiden. Viele Frauen, die häufig von ihren Partnern enttäuscht oder verlassen wurden, entwickeln beispielsweise im Laufe der Zeit eine Bindungsangst.
Wie kann man(n) oder Frau also eine Bindungsangst überwinden?
Wie kann man eine Bindungsangst überwinden?
Hast du das Gefühl, dass du unter der Angst vor Nähe bzw. unter Bindungsangst leidest? Würdest du gerne deine Bindungsangst überwinden oder möchtest du deinem Partner dabei helfen? Die Überwindung von Bindungsangst erfordert Zeit, Selbstreflexion und meistens auch professionelle Unterstützung, aber sie kann erfolgreich bewältigt werden.
Ein Psychologe oder eine Psychotherapeutin kann dir eine wertvolle Unterstützung sein, um tiefer in die Ursachen deiner Bindungsangst einzutauchen und gemeinsam mit dir bewältigende Strategien zu entwickeln, um deine Bindungsangst zu überwinden und dich von einer Angst vor Nähe zu lösen. Insbesondere eine Online-Therapie kann dir dabei helfen, emotionale Blockaden zu lösen und das Selbstvertrauen zu stärken, ohne dich dabei mit den herkömmlichen Unannehmlichkeiten einer Therapie beschäftigen zu müssen (langer Fahrtweg, Bürokratie, mangelnde Anonymität, sich keinen Therapeuten aussuchen zu können).
Folglich möchten wir dir ein paar Tipps geben, die du noch ausgiebiger in einer Therapie mit uns bekommen würdest, um deine Bindungsangst langfristig zu überwinden:
- Praktiziere Achtsamkeit, um dich auf deine Emotionen und Gedanken in der Gegenwart zu konzentrieren. Dies kann dir dabei helfen, negative Gedankenmuster zu erkennen und zu verändern. Oftmals kann auch eine systemische Therapie dabei helfen, bestimmte Verhaltensweisen und Denkmuster, speziell im Kontext unserer sozialen Konstrukte, nachhaltig zu optimieren.
- Versuche, Beziehungen in deinem Tempo zu entwickeln. Nimm dir die Zeit, die für dich angemessen ist, deine Beziehung wachsen und gedeihen zu lassen. Setze dich nicht unter Druck, Dinge zu überstürzen oder Erwartungen zu erfüllen, die dir Angst machen.
- Die Überwindung von Bindungsangst ist ein Prozess, der Zeit und Geduld erfordert. Sei liebevoll und geduldig mit dir selbst und gestehe dir Rückschläge zu, die Teil des Lernprozesses sind. Wir sind alle nur Menschen mit ein paar Makeln und Fehlern, an denen wir arbeiten können und müssen.
Bindungsangst überwinden in einer Online-Therapie mit MindMotion
Bei MindMotion bieten wir dir im Online-Format Therapiesitzungen an, um dir oder deinem Partner dabei zu helfen, die Bindungsangst zu überwinden. Wir begleiten dich mit Unterstützung und Rat auf deinem Weg zur nachhaltigen Veränderung.
MindMotion ermöglicht es dir, deine Psychotherapie bequem von zu Hause aus durchzuführen – mit deinem Partner oder allein. Denn: Selbst wenn dein Partner mit Bindungsangst nicht dazu bereit ist, eine Therapie zu machen, dann kann dir eine Beratung unserer TherapeutInnen dabei helfen, besser mit der Situation und den Ängsten deines Partners umzugehen.
Unser Team an hoch qualifizierten Therapeuten steht dir in Online-Sitzungen zur Verfügung, die du und dein Partner in euren Alltag integrieren könnt – Ihr bestimmt den Tag, die Uhrzeit und die Frequenz eurer Sitzungen. Ihr könnt eure Therapie so flexibel in euer Leben integrieren und von überall auf der Welt darauf zugreifen.
Bitte zögere nicht uns zu kontaktieren und wir helfen dir gerne dabei, die für dich am besten geeignete Therapieform zu finden.